Die Olympischen Spiele in Atlanta waren meine letzten Spiele als Sportchefin bei Radio DRS. Bereits da stand fest, dass ich nachher zu meiner Lieblings-Sendung «time out» wechseln würde.

Wir Journalisten sprachen im Vorfeld von den «Coci-Spielen». Denn der Firmensitz des IOC Haupt-Sponsors Coca Cola ist Atlanta. Was lief im Vorfeld der Wahl genau ab? Wir werden es nie wissen. Sicher ist nur, dass viele nicht verstanden, dass Atlanta die Jubiläumsspiele bekam und nicht Athen, die Olympiastadt schlechthin. Denn in Griechenland wurden 1896 die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit ausgetragen.

Ich vermisste in diesen zwei Wochen die Herzlichkeit und Sportlichkeit, die mich 1992 in Barcelona und vor allem 1994 in Lillehammer so begeistert hatten.  Den geringen Sachverstand des amerikanischen Publikums hätte ich noch einigermassen ertragen können, die chauvinistischen Reaktionen der Fans im Olympiastadion hingegen ärgerten mich.  

An der Schlussfeier riss mir dann der Geduldsfaden. Zu meiner Kollegin Sonja Hasler sagte ich « Entweder gehe ich jetzt da runter und feiere mit den Athleten, oder ich geh zurück ins Hotel.» Mein Vorhaben war eigentlich absolut unmöglich. Denn die Sicherheitsbestimmungen waren sehr, sehr restriktiv, insbesondere nach dem Bombenanschlag im Olympiapark . Doch ich lief derart bestimmt an den Wachposten vorbei in den Stadion-Innenraum, dass niemand reagierte.  Im Infield  traf ich unter anderem Marathon-Trainer Richard Umberg, der mich erstaunt fragte: «Was machst denn Du da?» MeineAntwort: «Mit Euch feiern, oben war mir zu langweilig». Wenn mich jemand erwischt hätte, dann wäre ich nicht nur meine Olympische Akkreditierung losgewesen,  ich wäre wohl auch gesperrt worden. So feierte ich tanzend den Abschluss der Atlanta Spiele.

Voyeurismus auf dem Wettkampfplatz

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